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Mai 24 2022

Pädiater beklagen „Affenpocken-Panikmache“

In Deutschland sind die Affenpocken angekommen. Affenpocken gehören zu den sogenannten Zoonosen. Dabei handelt es sich um Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Zoonosen sind vergleichsweise selten, da unsere Tiere in aller Regel gegen alle möglichen Krankheiten geimpft sind, so dass sie keine bekommen, die auf uns übertragen werden könnten.

Aber auch wenn dies nicht so wäre, übertragen sich diese Krankheiten extrem selten. Einfach weil der Mensch kein kuscheliger Wirt für das entsprechende Virus ist. So ist es auch bei den Affenpocken. Sie können zwar auf den Menschen übertragen werden, doch die Viren versuchen, sich zu hüten, uns Menschen zu erfreuen. Weil das für sie keine Freude ist.

Tatsächlich können (KÖNNEN!) Ratten Affenpocken übertragen. Allerdings ist die Chance in Deutschland so hoch, „wie vom Blitz getroffen zu werden“, wie es Professor Streek ausdrückte. 

monkey-Clker-Free-Vector-Images by Pixabay

Wenn jemand nun dennoch völlig hysterisch durch die Gegend rennt, weil er Angst hat, sie zu bekommen, gibt es sogar eine Impfung dagegen. Allerdings ist aktuell logischerweise nicht klar, wie ein Mensch nach den vielen Coronaimpfungen reagiert und zweitens müssen Sie sie vermutlich selbst bezahlen. 

Die meisten Zoonosen werden durch Nagetiere, meist Ratten, übertragen. Wenn Sie wirklich gegen solche Krankheiten vorgehen wollen, dann lassen Sie sich nicht impfen, sondern werden sauberer. Damit meine ich nicht, alle fünf Minuten zum Desinfektionsmittelspender zu rennen und sich einzuklieren.

Vielmehr meine ich damit, dass wir dafür Sorge tragen sollten, dass sich die Ratten nicht derart vermehren, wie sie es tun. Und darauf hat jeder Einzelne von uns Einfluss. In Hamburg beispielsweise kommen auf jeden Einwohner etwas mehr als zwei Ratten. Das sind 3 Millionen Ratten in dieser wunderschönen dreckigen Stadt. Wenn die Menschen nicht alles einfach auf die Straße würfen, wenn sie die Essensreste nicht ins Klo würfen, wenn sie alles aufhebten, was ihnen an Essbarem herunterfällt und in die Abfalltonnen würfen, dann ja dann hätten wir weniger Ratten und bräuchten uns über Zoonosen keine Gedanken machen. 

Hören Sie mit ihrem hysterischen Gehabe auf – und fangen Sie an nachzudenken, bevor Sie die nächste angebrannte Suppe ins Klo schütten. 

 

Die  Neue Osnabrücker Zeitung hat dazu ein Gespräch mit Chef-Infektiologe Tenenbaum geführt:

(Osnabrück ots)  Chef-Infektiologe Tenenbaum: „Eltern brauchen sich keine Sorgen zu machen“ – Kinderärztepräsident Fischbach: „Reißerische Schlagzeilen“

Osnabrück (ots). Führende Pädiater beklagen eine „Affenpocken-Panikmache“ und geben mit Blick auf Minderjährige weitgehend Entwarnung. Das Affenpocken-Virus sei „weit weniger ansteckend als Corona“ und werde fast ausschließlich durch „engen Körperkontakt und Körperflüssigkeiten“ übertragen, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Die nun registrierten Fälle seien „vorwiegend auf sexuelle Kontakte unter Männern“ zurückzuführen. „Kinder gehören daher definitiv nicht zu denjenigen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko.“

„Es ist extrem unwahrscheinlich, dass sich in der momentanen Lage in Europa Kinder mit Affenpocken anstecken“, sagte Tobias Tenenbaum, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), der „NOZ“. „Es sind auch keine Fälle bekannt, in denen sich Affenpocken in Europa innerhalb von Familien ausgebreitet haben. Daher brauchen sich Eltern aktuell keine Sorgen zu machen.“

Beide bezogen sich auf Medienberichte, wonach Kinder durch Affenpocken, die bis zum Montag auch bei vier Männern in Deutschland festgestellt wurden, „besonders gefährdet“ seien, weil die Sterblichkeitsrate bei ihnen höher liege als bei älteren Personengruppen.

„Solche Schlagzeilen sind schräg oder reißerisch“, sagte BVKJ-Präsident Fischbach der „NOZ“. „Wir dürfen die Affenpocken nicht verharmlosen, sollten das Thema aber etwas runterkochen. Familien sind nach der langen Corona-Pandemie ohnehin verunsichert.“

Zwar habe es auch außerhalb Afrikas schon einzelne Fälle gegeben, bei denen Kinder nach einer Infektion schwere Symptome entwickelt hätten, sagte Kinder-Infektiologe Tenenbaum. Aber auch dann gebe es Behandlungsmöglichkeiten. Dass Kinder im Verdachtsfall wie nun in Großbritannien auf eine Intensivstation verlegt würden, erlaube eine bessere Überwachung und Isolation und bedeute nicht unbedingt eine schwere Erkrankung. Daher hätten Berichte über eine besondere Gefährdungslage für Kinder „derzeit keine Datengrundlage“, sagte der DGPI-Vorsitzende der „NOZ“. „Ich rate zu Besonnenheit, es gibt keinen Anlass zu Panik.“

So sieht es auch Kinderärztepräsident Fischbach: Da die Affenpocken bislang fast ausschließlich in afrikanischen Ländern aufgetaucht seien, seien die Daten über schwere Verläufe bei Minderjährigen nicht 1:1 auf Deutschland und Europa übertragbar. Mangelernährung, ein geschwächtes Immunsystem und vor allem dysfunktionale Gesundheitssysteme könnten bei Todesfällen eine Rolle spielen. „Wir wissen etwa, dass auch die Kindersterblichkeit bei Masern in Afrika deutlich höher liegt als bei uns.“

Infektiologe Tenenbaum erwartet auch keine größere Affenpocken-Ausbreitung unter Erwachsenen. „Die Gefahrensituation ist gering, weil das Virus nur durch engen Körperkontakt, also über Körperflüssigkeiten oder Krusten, weitergegeben wird und nicht durch Tröpfcheninfektion wie Niesen, Husten oder Sprechen.“ Und wegen der coronabedingten Wachsamkeit werde es gelingen, die Kontaktpersonen der Infizierten rasch zu identifizieren. „Da kommt wahrscheinlich keine neue Epidemie auf uns zu“, sagte er.

Neue Osnabrücker Zeitung

 

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