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Jul 04 2015

Mein Arzt

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Wenn Sie neu erkrankt sind, wird Ihnen im Krankenhaus nahe gelegt, sich möglichst bald einen Neurologen zu suchen. Wir haben vorgestern schon darüber gesprochen, zu welchem Themenkreis die Neurologie gehört. Nun, da das klar ist, stellt sich jedoch die Frage, wie findet der geneigte Multiple-Sklerose-Kranke einen noch geneigteren Neurologen?

In Ihrem Verwandten-, Bekannten- und Freundeskreis werden alle hilfreich beispringen, um Ihnen die Kapazität auf dem weiten Feld der Multiplen Sklerose zu nennen. Fast jeder kennt selbstverständlich jemanden, der Multiple Sklerose hat, oder kennt jemanden, der jemanden mit Multiple Sklerose kennt. Alle werden plötzlich zu Experten – vor allem in der Arztwahl.

„Herr Dr. X soll sehr gut sein“, ist da noch der harmloseste Vorschlag. Vielmehr kommen so Informationen wie: „Wenn du da hingehst, wirst du wieder gesund“ oder „Das ist der einzige und beste Arzt – das habe ich gehört von…“

Lassen Sie sich nicht ins Boxhorn jagen. Sie suchen sich den Arzt aus – und es wird, wenn Sie nicht sehr viel Glück haben, etwas dauern.

Erst einmal: Es gibt nicht DEN Neurologen, der gut ist. Vielmehr gibt es drei Arten von Neurologen unter denen Sie wählen können. (Die Sorte der weniger Fähigen lasse ich einmal weg, da es in jedem Beruf fähige oder weniger befähigte Menschen gibt.)

  1. Der Neurologe, der bestimmt, was Sie wie zu tun haben, welche Medikamente Sie zu nehmen haben und wie die gesamte Therapie ablaufen muss.
  2. Der Neurologe, der eine gewisse Vorstellung davon hat, wie die Therapie ablaufen sollte, der jedoch mehrere Optionen kennt und Ihnen diese mit ihren gesamten Vor- und Nachteilen darlegt.
  3. Der Neurologe, der Sie fragt, wie Sie sich Ihre Therapie vorstellen und wie er Ihnen am besten helfen kann.

Nun haben Sie sicher schon bei Zweien den Kopf geschüttelt und sich echauffiert, nach dem Motto: „Was sind das bloß für Ärzte“. Nein, so geht es nicht. Sondern haben vielmehr alle drei Arten von Neurologen ihre Berechtigung – nämlich danach, welche Art von Patient vor ihnen sitzt.

Es gibt nämlich auch drei Arten von Patienten

  1. Die Patienten, die die Sorge um sich voll und ganz dem Arzt überlassen wollen. Die am Tresen der Arztpraxis die gesamte Verantwortung abgeben – und die Entscheidungen an den Arzt delegieren möchten.
  2. Die Patienten, die sich genau erklären lassen mögen, welche Therapien es gibt und mit dem Arzt zusammen entscheiden, was für sie das Beste ist. Aber vor allem, die bei Unsicherheiten letztendlich den Rat des Arztes als ausschlaggebenden Faktor nutzen.
  3. Die Patienten, die viel Erfahrung haben, die neuesten Untersuchungsergebnisse, Projekte und Fachinformationen besitzen, sich ausschließlich selbst informieren, sich nur auf sich verlassen und den Arztrat nur als unterstützende Maßnahme ansehen.

Wie Sie sehen, gibt es auch die unterschiedlichsten Patiententypen. Und somit gibt es auch die unterschiedlichsten Ärzte. Dem Patienten obliegt es nun, sich den zu ihm passenden Arzt zu suchen. Und das dauert bei einer Krankheit, wie der Multiplen Sklerose, erfahrungsgemäß einige Zeit. Suchen Sie im Netz oder im Branchenbuch oder bei der DMSG nach Neurologen. Holen Sie sich Termine und konsultieren Sie die Ärzte unvoreingenommen. Wenn Sie sicher sind, dass DIESER eine Neurologe Sie versteht, Sie seine Meinung und Vorschläge für vernünftig halten und Sie sich bei ihm gut aufgehoben fühlen – dann ist das Ihr Arzt. Scheuen Sie sich nicht „Nein!“ zu sagen, wenn Sie „Nein!“ meinen.

Das einzige, was ganz wichtig ist: DER NEUROLOGE MUSS AUF MULTIPLE SKLEROSE SPEZIALISIERT SEIN BZW: EIN HERVORRAGENDES WISSEN ÜBER DIESE KRANKHEIT BESITZEN.

Fragen Sie das ohne Scheu am Telefon bei der Terminvergabe ab – oder suchen Sie gleich im Netz nach den Spezialisierungen. Gerade Neurologen haben auf ihren HPs meist ihre Spezialisierungen – und noch viel mehr Informationen zu den Krankheiten, auf die sie spezialisiert sind.

Übrigens: Eine Reihe von Neurologen wird Ihnen erklären, dass sie keine Patienten mehr aufnehmen. Erzwingen Sie keinen Termin. Diese Information ist richtig. Denn die Arztbesuche bei einem Neurologen dauern recht lange. Gute Neurologen nehmen sich sehr viel Zeit für ihre Patienten. Da kann ein Gespräch mit dem Arzt durchaus schon mal 40 Minuten dauern.Um dann zu gewährleisten, dass er jedem seiner Patienten gerecht wird, richten die Ärzte dazu einen Aufnahmestopp ein. Wenn Sie also einen Termin erzwingen, schaden Sie sowohl sich selbst als auch den anderen Patienten, da der Arzt dann weniger Zeit für den einzelnen Kranken hat.

Denken Sie immer daran: Sie benötigen jede Unterstützung, die Sie kriegen können, denn auch wenn Sie es anfangs nicht merken; Sie sind schwer erkrankt!

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