«

»

Okt 02 2015

Treffen der Inklusionsbotschafter in Hamburg

.

.

Am 26. September 2015 hatten wir Inklusionsbotschafter ein Treffen in Hamburg. Dies war schon das dritte seiner Art, verteilt über ganz Deutschland, um es allen Botschaftern zu ermöglichen, an einem von ihnen teilzunehmen.
.

Foto: Hertha-Margarethe Kerz

Foto: Hertha-Margarethe Kerz

Von 11.00 bis 16.00 Uhr hatten wir ein strammes Programm. Nachdem wir eingecheckt und uns schon einmal zwischen „Tür und Angel“ kurz bekannt gemacht hatten, kam es zur offiziellen Begrüßung durch Ottmar Miles-Paul. Jeder Botschafter stellte dabei sein Projekt vor, wobei die unterschiedlichsten Konzepte für die Inklusionsidee der Aktion Mensch vorgestellt wurden. Hierbei scheint es, dass die unterschiedlichen Krankheiten und Behinderungen insgesamt das Beste der Menschen, die an diesem Projekt teilnehmen, zum Vorschein zu bringen. Ich habe nur selten so viele engagierte Ehrenamtliche getroffen, die mit so viel Enthusiasmus und Zielstrebigkeit über einen so langen Zeitraum verfolgten.

Tatsächlich ist das Projekt „Inklusionsbotschafter“ frei gestaltbar durch die Teilnehmer. Ein eher untypisches Vorgehen in Deutschland, wo praktisch alles reglementiert und in ein enges Korsett gesteckt wird. Hier hatte ich bis zu diesem Treffen durchaus Probleme, das zu verstehen.

Tatsächlich ist das Projekt eine Idee von Ottmar Miles-Paul, der es anstieß und bei der Aktion Mensch durchsetzen konnte. In diesem Zusammenhang ein dickes Lob und ein noch dickeres „Danke schön“, dass diese Idee zur Umsetzung kam.

Für mich war es anfangs extrem schwer, dies zu verstehen, habe ich doch schon an einigen Projekten teilgenommen, die immer einen straffen Rahmen und viele Vorgaben hatten, die es einzuhalten galt. So hatte ich anfangs regelmäßig einen regen Mailaustausch mit Herrn Miles-Paul – was sicher ein gut Teil seiner Arbeitszeit beanspruchte. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle entschuldigen. Somit hat er selbstredend dieses Treffen auch auf den kobinet Nachrichten vorgestellt.

Das Projekt wird von Frau Andrea Deutschle, ihres Zeichens Sozialwissenschaftlerin, begleitet. Sie führt im Rahmen dieser Begleitung Interviews mit den Botschaftern durch und informiert sich über die einzelnen Projekte und deren Fortgang. Dabei möchte sie gern wissen, aus welchen Gründen die Botschafter an diesem Projekt teilnehmen wollten, was wir bewegen wollen, welche Menschen, Umstände und Institutionen wir beeinflussen möchten, was wir glauben, als Botschafter besonders gut zu können und vor allem, welches (End)ergebnis wir in und mit unseren Projekten anstreben.

Wenn ich mir ansehe, was die Botschafter alles schon seit Jahren tun, finde ich meinen Beitrag eher klein. Andererseits ist es ein Ansporn für mich, mehr zu tun – denn mehr ist möglich. Gott sei Dank erfuhr ich auf der Veranstaltung durch die anderen Botschafter, dass es völlig normal ist, dass ein relativ langer Zeitraum vergeht, bis man ein neues Projekt angeschoben und es sich etabliert hat. Es ist völlig normal, auf eine große Menge Hindernisse zu stoßen und es ist völlig normal, erst einmal keine Hilfe zu erhalten, da die entsprechenden Stellen derart ausgelastet sind, dass sie sich genau überlegen, in welche Projekte sie im Rahmen ihrer Stellung unterstützend mitwirken. Somit scheinen sie sich das Tun erst einmal anzuschauen, um zu sehen, ob es sich eher um ein Strohfeuer handelt, oder tatsächlich um ein strukturiertes Konzept.

Ich hatte mich beispielsweise geärgert, dass ich von Behindertenbeauftragten wenig Unterstützung erhalte, musste jetzt aber feststellen, dass viele von ihnen ehrenamtlich tätig sind.

In diesem Zusammenhang diskutierten wir bei dem Treffen auch die Frage, was Inklusion für uns eigentlich bedeutet. Hier gibt es sehr viele Antworten. „Fortführung des eigenen Lebens“, „das Recht, im Rahmen des Möglichen am sozialen Leben teilzuhaben“, „möglichst wertfreie und ergebnisoffene Begegnungen auf der zwischenmenschlichen Beziehungsebene zu ermöglichen“, „nicht immer auf seine Behinderung reduziert zu werden“, „Revolution und Neoliberalismus – die Umwelt und die Wirtschaft global in Einklang zu bringen und jedem einzelnen Behinderten seine eigene strukturelle Lebensgestaltung innerhalb dieses Systems zu ermöglichen, so wie es das Recht eines jeden Nichtbehinderten ist“, „Selbstverständlichkeit von Barrierefreiheit“, „Barrierefreiheit nicht einfordern zu müssen“, „Barrierefreiheit so zu gestalten, dass Behinderte weitgehend nicht auf Hilfe durch Dritte angewiesen sind“, „Kommunikation auch in leichter Sprache“, „Inklusion ist ein Prozess, der vorläufig nicht abgeschlossen ist“, aber, „wenn wir nicht mehr über Inklusion reden müssen, dann ist es geschafft“.

Anschließend, nach der Mittagspause, sprachen wir darüber, was jeder Einzelne von uns dafür tut, dass diese Ziele erreicht werden können. Nachdem wir morgens ja alle unsere Projekte vorgestellt hatten, waren hier die Antworten dann auch sehr verständlich. Faszinierend ist dabei, dass sich viele der Botschafter trauen, sich regelrecht mit der Politik anzulegen. Sie bitten nicht, sie fordern. Sie merken nicht an, sondern stellen klar, sie laufen häufig auf, werden abgeschmettert – und greifen wieder an, indem sie die Unzulänglichkeiten des Systems immer und immer wieder publizieren. Dies einerseits im Austausch mit den Politikern, andererseits über Medien oder einfach, indem sie ihre Projekte durchziehen – und allein durch deren schiere Existenz auf Mängel im System hinweisen. Hierbei ist bemerkenswert, mit welcher Ausdauer, Vehemenz und Kraft diese Ziele verfolgt werden.

Nachdem wir so weit gekommen waren, überlegten wir uns, wo wir Schnittmengen finden könnten, sodass wir einerseits untereinander zusammenarbeiten könnten, andererseits uns alle zusammen austauschen könnten. Bei Letzterem gab es die obligatorischen Ideen wie Newsletter, Mailketten, eine Facebookseite – die es schon gibt. Bei so unterschiedlichen Projekten ist es allerdings auch schwierig, gemeinsame Überschneidungen zu finden. Andererseits haben wir dort, wo es uns sinnvoll erschien, schon von selbst untereinander die Kontaktdaten ausgetauscht. Es ist nicht nur zu hoffen, sondern sicher, dass es hier eine ganze Reihe von gemeinsamen Aktivitäten geben wird.

In den nächsten Tagen stelle ich die einzelnen Projekte vor – wobei ich hoffe, niemanden zu vergessen, andererseits aber auch alles und richtig darzustellen. Eines der vielen interessanten Projekte habe ich auch schon auf den kobinet Nachrichten gefunden.

.

.

.

.

.

.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>